Ich war fünf oder sechs Jahre alt, als wir unsere erste Katze hatten. Sie war weiß und weich. Ihre kleine Stimme klang wie feinste Glocken. Ihre Pfoten waren sanft, als sie mich berührte. Sie war ein echtes Kuscheltier.
Mit der Katze erwachte auch mein Interesse an Haustieren überhaupt und an Katzen speziell. Von meinen Eltern lernte ich, wie man auf Katzen aufpassen soll und wie man die Kratzer vermeiden kann. Irgendwo dazwischen, vielleicht von jemandem beim Besuch, hörte ich, dass Katzen immer auf die Pfoten fallen. Für mich war das eine sehr interessante Behauptung. Als ein kleiner, aufstrebender Forscher wollte ich das selbst überprüfen.
Zum Glück war ich nicht allein. Ein Mädchen von nebenan war mein Freund und interessierte sich auch für den Wahrheitsgehalt des Sprichwortes. Zwei neugierige Geister kamen zusammen, und wir entwarfen ein Projekt.
Am nächsten Morgen nahmen wir das Kätzchen mit. Die Nachbarn hatten eineinhalb Stockwerke hohe Treppen, und dorthin gingen wir. Ich stieg die Treppe mit der Katze hinauf und das Mädchen blieb unten. Ihre Aufgabe war, sich nach dem Test um die Katze zu kümmern.
Ich hielt die Katze hoch, drehte sie um und ließ sie fallen. Leider schaffte das Mädchen nicht, die Katze zu fangen, und die Katze lief weg. Wir konnten sie nicht mehr finden, als ob die Erde sie verschluckt hätte. Ein peinlicher Tag für mich. Ich wusste nicht, wie ich es meiner Mutter erklären sollte. Die Nachmittagsstunden vergingen langsam. Und dann, kurz vor dem Abendessen, hörten wir ein leises Miauen hinter der Tür. Die Katze war zurück.
Sie war anscheinend unverletzt, aber sie hinkte an ihrer Rückenpfote. Die Pfote würde niemals heilen. Meine Eltern bemerkten das Hinken sofort, und ich musste alles erzählen.
Bei diesem Projekt lernte ich, dass Katzen nicht immer auf die Pfoten fallen.
Foto: Sangga Rima Roman Selia on Unsplash