Noch dunkel. Ich sitze beim Fenster und rauche meine Zigarette. Normalerweise rauche ich nicht, aber jetzt ist es nicht normal. Das Fenster ist geöffnet, der frühe Morgenwind trägt den Zigarettenrauch hinaus und hoch. Er wird sich in der Luft auflösen und drinnen bleibt kein Geruch.
Sie ist mir bekannt, die Dunkelheit. Die Dunkelheit der Seele, sage ich, wenn es mir am schlimmsten geht. Dann will ich nicht aus dem Haus gehen. Ich bleibe drinnen. Ich schaue durch das Fenster. Ich kann das Licht sehen. Es ist draußen, genauso wie der frühe Sommer. Er ist heiß und sie ist hell. Die Sonne.
Die Vögel. Sie singen ihre Morgensonaten. Sie wollen einen Bettgenossen finden, ein Nest in der Hecke bauen, Eier legen und neuen Vögeln Leben geben. Die Blumen. Die ersten violetten und weißen Blumen kommen heraus. Sie haben den Willen und die Kraft, nach dem Winter sich wieder zu erheben. Der Rasen folgt den Blumen nach, aber später.
Sonnenaufgang. Ich schließe das Fenster und setze mich auf das Sofa zusammen mit meiner Dunkelheit. Ich trinke Kaffee, eine Tasse nach der anderen. Normalerweise esse ich immer ein gutes Frühstück, Brot, Eier, Brei, Käse, Gurke, Tomaten und, ab und zu, Speck. Jetzt ist es nicht normal. Habe keinen Appetit. Esse doch ein Stückchen dunkle Schokolade. Sollte mit der Stimmung helfen, aber hilft nicht. Genauso wie mit dem Alkohol. Den trinke ich gerne, abends, er hilft nur momentan, bis es wieder schlimmer wird.
Meine Freunde sagen, wohlwollend bestimmt, dass ich raus sollte, spazieren gehen muss, es tue mir gut. Ich solle mich einfach zusammenreißen. Aber es geht so nicht. Könnte ich, würde ich. Selbstverständlich. Das hier macht mir keinen Spaß.
Am Nachmittag öffne ich die Tür und sitze in der Sonne, immer noch im Haus. Oder mein Körper sitzt da. Meine Haut fühlt die Wärme, meine Augen sehen das Licht. Drinnen, unter der Haut und den Muskeln, in den Knochen und den Sehnen, habe ich immer noch die Dunkelheit.
Was mich ärgert ist, dass ich den Sommer, die beste Zeit, nicht genießen kann. Ich will meine Dunkelheit wegstoßen und nur da sein. Nur da sein, und das Leben und die Wärme und das Licht umfassen. Das will ich, aber kann nicht.
Die Vögel singen immer noch ihre Sonaten. Ihre verdammten, fröhlichen, zukunftsorientierten Lieder. Sie singen, als ob der Winter nie wiederkäme. Sie fliegen um die Hecke. Hoch und tief. Ich stehe auf, mache einen Schritt. Ich bin aus dem Haus. Die Vögel fliegen um mich herum. Ich stehe in der Sonne. Ein kleines Licht leuchtet in meiner Dunkelheit.
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Ein Anfang.
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