Nach Norden

„Bist du dir sicher?“, frage ich und trinke den letzten Schluck Kaffee aus der Tasse.

„Du wolltest doch selbst in den Urlaub fahren“, sagt er und drückt auf „zahlen“.

Und schon sitzen wir drei Tage später im Auto. Wir sind knapp zehn Stunden unterwegs und vor uns liegen noch 200 km. Es wird langsam dunkel. Der Wind wischt den Nieselregen von der Autoscheibe. Ich wünschte mir, ich hätte mir keinen Urlaub gewünscht.

Trotz allem kommen wir irgendwann sicher ans Ziel. Die Ferienwohnung ist klein aber nicht schlecht. Man hat alles, was man braucht. Es stinkt nach Desinfektionsmittel und außerhalb der Wohnung muss man Mundschutz tragen. Ich versuche mich zu entspannen und erst in der Morgendämmerung falle ich endlich in den Schlaf.

Das Erste, was ich sehe, als ich aufwache, ist der graue Himmel hinter dem Fenster. So grau, wie ich es nur aus meiner Kindheit kenne. Es ist Mitte Juni und auf dem Plan steht, zum Meer zu gehen und barfuß an der unendlichen Sandküste entlang zu spazieren. Ich ziehe meinen warmen Pulli an, Wintermütze, den Schal und dann noch einen Anorak. Einen Regenschirm nehme ich nicht mit.

Wir gehen zum Meer. Der Wind pfeift um die Ohren so laut, dass wir uns nicht richtig hören können. Der graue Himmel verschmilzt mit dem grauen Meer. Der Nieselregen bespritzt meine Brille, sodass ich nicht richtig sehen kann. Riesige Wellen jagen meine Wanderschuhe und glätten den Sand vor mir.

Erstaunlicherweise sind wir nicht alleine hier. Mit entschlossenen Gesichtern laufen viele Leute am Strand entlang oder sitzen in Strandkörben. Einige tragen tapfer kurze Hosen, auf eine dicke Jacke verzichtet aber keiner. Ich setze noch dazu meine Kapuze auf und atme tief ein.

Ostsee. Kalt. Hart. Wild. Schön.

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