Allein zu sein

Ich ziehe meinen Daunenmantel an. Meine Mütze aus Kaschmir und die Handschuhe. Den Schlüssel in meiner Manteltasche und schließe die Tür ab. Der Schnee ist geschmolzen. Der Weg noch nass.

Die Katze meiner Nachbarin huscht aus dem Busch. Letzte Woche hat sie vor die Tür gemacht. Sie ist noch nicht so mutig, auf der Couch in meinem Garten zu schlafen. Ihr Vorgänger hat das jede Nacht gemacht. Sie ist im letzten Winter verschwunden. Wir haben sie gesucht, nie gefunden. 

Meine Nachbarin hat die Weihnachtsdekoration nach draußen gestellt. Auf einem Holzstumpf ein Stern aus Holz. Nebenan winkt ein winziger Weihnachtsmann.

In unserer Gemeinde wird ein Haus gebaut. Ein gelber Kran steht hinter der Baustelle. Sein Körper ist ein Gigant. Er nimmt Backsteine mit seiner Kralle und hebt sie in die Luft. Ich habe Angst, von ihm aufgehoben zu werden. Schnell in die Hauptstraße.

Jetzt langsam! Der Büchertauschbox ist voll. Gibt es besondere Bücher? Schatzsuche. Einmal habe ich „Der Schatten des Windes“ gefunden, einmal „Der kleine Prinz“.

Dann gehe ich weiter. Ich folge dem sonnigen Weg. Der Bach ist vor mir. Grüne Gräser und Moos schweben in dem Strom. Ruhe umarmt mich. Menschen brauche ich nicht. Jedoch wärmen ein Lächeln und eine höfliche Begrüßung mein Herz. Ich fühle mich niemals fremd hier. Vergesse, dass ich keine Deutsche bin.  „Guten Tag“, „Grüß dich“ machen, dass ich mich zu Hause fühle. Entgegen kommt mir ein Nachbar mit seinem französischen Bichon Frisé. Er hebt seinen Kopf und läuft wie eine Ballerina.

Das Feld jenseits des Baches ist noch grün. Leider keine Rehe. Wenn ich ein Reh sehe, weiß ich, dass der Tag ein Wunder sein wird. Keine Zeit. Sonst bleibe ich hier. Warte auf das Reh.

In meinem Kopf werden viele Geschichten gespielt.  Ich zähle meine Atemzüge.  Ich möchte einen leeren Kopf haben, um Tau auf einem Blatt zu sehen.

Foto:www.pixabay.com

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