Draußen war es düster und grau. Der Wind schleuderte kalte Regentropfen gegen meine Fensterscheibe. Ich schob den Gedanken, eine neue Rotweinflasche zu entkorken, beiseite. Es war noch zu früh.
Seit Wochen stellte das neue Corona-Virus die ganze Welt auf den Kopf und sperrte die Leute daheim ein. Auch ich konnte der Pandemie nicht entfliehen. Wenn ich es nur vorher gewusst hätte…
Dann hätte ich nie diesen großen Streit angefangen, hätte meine Meinung immer für mich behalten und schön weitergelebt. Jetzt war ich allein. Ohne Job, ohne soziale Kontakte, eingesperrt in einer fremden Stadt. Um nicht verrückt zu werden musste ich schleunigst etwas unternehmen. Die Idee kam wie ein Blitz. Kürbissuppe. Süß, lecker und blendend orange.
Ich ging in die Küche. Den Kürbis hatte ich bereits vor einer Woche gekauft, als ob ich gewusst hätte, dass ich ihn brauchen werde. Sonst kaufe ich ihn nie. Als Russin koche ich lieber alles aus Rote Bete.
Der Kürbis war steinhart, aber ich musste mich jetzt daran gewöhnen, allein zu leben. Nach einer Stunde, einem kaputten Messer, einer blutigen Schnittwunde am Finger und vielen Flüchen könnte ich ihn endlich schälen und in Würfel schneiden. Karotten, Paprika und Zwiebel waren im Vergleich zum Kürbis ein Kinderspiel. Ich gab etwas Salz und schwarzen Pfeffer dazu. Nach kurzem Überlegen tauchte ich in den Topf noch eine Peperoni-Schote. Und ich hätte fast vergessen, sie rauszunehmen, als die Suppe nach einer guten halben Stunde fertig gekocht war und ich sie mit großem Stück Butter zusammen pürieren wollte.
Die Suppe war freundlich orange und fertig. Oder doch nicht? Ich hatte immer noch das Gefühl, dass etwas fehlte. Was mir fehlte, wusste ich ganz genau. Was fehlte aber der Suppe?
Ich würfelte zwei Sauerteigbrotscheiben und briet sie in Sonnenblumenöl bis sie golden wurden. Dann schnitt ich frische Petersilie. Ich servierte mir alles auf den Gartentisch, der jetzt in meinem winzigen Wohnzimmer Platz gefunden hatte, und gönnte mir den ersten Löffel Orangenfreude. Einfach himmlisch. Für heute war mein Leben gerettet.
Coole Geschichte. Ich hätte Lust, Kürbissuppe zu essen:)