Das Buch der Abenteuer

von Emma Gänzler

Literaturwettbewerb „Leben erleben“ 2021 für Jugendliche

Mir war langweilig!

Nach dem Lockdown hatte die Schule nun zwar wieder begonnen, doch auch hier war längst wieder der Alltag eingekehrt.

Ich wollte endlich etwas erleben!

Also machte ich mich an einem schönen Samstagmorgen auf den Weg und stöberte durch einen kleinen Flohmarkt in der Nähe, den ich zufällig entdeckt hatte. Schon bald fesselte mich ein Stand, der von einem sehr alten Mann geführt wurde. Lauter sonderbare Dinge gab es bei ihm zu kaufen, unter anderem auch ein in Leder gebundenes, uralt scheinendes Buch. Ich fragte mich gerade, was es wohl kosten würde, da sagte der Verkäufer:

„Wenn du etwas erleben willst, ist dieses Buch genau das richtige für dich. Ich schenke es dir unter einer Bedingung: Wenn du alle Aufgaben in diesem Buch der Abenteuer gelöst hast, dann musst du es jemanden weiterschenken!“

Neugierig geworden, erklärte ich mich damit einverstanden, bedankte mich und ging nach Hause.

Dort angekommen verzog ich mich in mein Zimmer und schlug das Buch auf. Das Leder roch angenehm und fühlte sich gut an. Bald wurde mir aber klar, dass dieses Buch wohl in einer oder mehrerer mir fremder Sprachen geschrieben war, denn es bestand nur aus seltsamen Zeichen, Schriften und Symbolen, die ich noch niemals zuvor gesehen hatte. Enttäuscht legte ich das Buch unters Bett. Ich war noch mit meiner Freundin Emilia verabredet und wollte mir das Ganze deshalb später genauer ansehen. Der Tag verging wie im Flug, und als ich dann abends nach dem 20:45 Uhr-Länderspiel Nordmazedonien gegen Deutschland endlich ins Bett kam, war ich so müde, dass ich das Buch ganz vergaß.

Ich träumte von Rittern, die einen bösen Lord besiegen wollten, aber unbedingt Hilfe brauchten. Plötzlich wachte ich auf. Ich lauschte in die Stille. Hatte ich da nicht ein Geräusch gehört? Da war es wieder. Etwas raschelte unter meinem Bett. Vorsichtig lugte ich unter die Bettkante. Die Seiten des Buches bewegten sich, gerade so, als ob jemand darin blätterte. Erschrocken fuhr ich zurück.

Dann ging meine Zimmertür auf und ein Ritter trat herein.

„Du musst wohl unser Retter sein. Na, hoffentlich hat der alte Gottfried da auch die Richtige ausgesucht.“

Und dann trat, zu meiner Überraschung, der alte Mann vom Flohmarkt ins Zimmer und grüßte mich freundlich.

„Hallo, ich bin Gottfried. Und das hier ist Ritter Bert von Löwenstein.“

„Das magische Buch“, erklärte Ritter Bert, „hat dich nach Euphoria, das Land des Guten Königs Wilfried dem Zweiten geholt. Im Moment ist die Lage hier sehr angespannt, da Lord Morth und seine Armee aus Dieben und Gesetzlosen unsere Burg angreifen wollen. Wenn du einmal aus dem Fenster schaust, wirst du sehen, dass das Heer bereits seine Zelte aufgeschlagen hat. Sie wollen uns so lange belagern, bis wir aufgeben und uns freiwillig stellen. Das darf aber nicht geschehen! Wenn Lord Morth die Macht über Euphoria hat, wird er arme Bauern, die ihre viel zu hohen Schulden nicht bezahlen können, in die Kerker werfen, andere zu Frondiensten pressen und viele Unschuldige leiden lassen. Deshalb brauchen wir deine Hilfe“, schloss er.

„Aber“, erwiderte ich, „Wie soll ich euch denn helfen, den bösen Lord zu besiegen?“

„Nun, ihr aus der Zukunft habt doch solche, wie soll ich sagen, außergewöhnliche Dinge. Du musst wissen, Lord Morth ist sehr abergläubisch. Sobald er etwas Seltsames bemerkt, flüchtet er, auch wenn er sonst keine Gnade kennt.“

„Hm. Ich habe tatsächlich etwas, dass ihn vertreiben könnte!“

Schnell holte ich meine FC Bayern-Taschenlampe aus der Hosentasche, die ich immer bei mir trug. „Seht her, die leuchtende Hand!“ Ich hielt die Lampe vor meine Hand. „Ah“ und „Oh“ war zu hören. „So, jetzt können wir den Angreifer vertreiben. Ich brauche nur noch eine Rüstung, die mir passt!“

Der Ritter eilte aus dem Zimmer und kam wenig später mit einer entsprechenden Rüstung zurück.

Wir liefen durch endlos scheinende Gänge der riesigen Burg. Schließlich gelangten wir in den Burghof. Die Bewohner und Angestellten hatten sich bereits um den Burgfried versammelt, um sich im Ernstfall dorthin zurückziehen zu können.

Sie hatten auf mich gewartet und jubelten mir zu. Über eine steile Treppe gelangten wir auf einen der vorderen Wehrtürme.

Von dort rief der Ritter zwei von Lord Morths Kriegern zu, dass sie ihren Befehlshaber holen sollten. Bald darauf trat Lord Morth selbst in einer goldenen Rüstung vor das Burgtor. Genau in diesem Moment hielt ich die Taschenlampe in meiner Hand hoch und blendete ihn.

Zu Tode erschrocken wich er zurück, stolperte und fiel zu Boden.

Ängstlich rappelte er sich wieder auf, drehte sich um und rannte zu seinem Pferd. In wilden Galopp preschte er davon.

Lautes Jubelgeschrei brach los und die Menge begann den Sieg zu feiern, doch gerade in diesem Augenblick klingelte der Wecker und ich erwachte wieder in meinem Bett.

Seitdem erlebe ich jede Nacht ein anderes Abenteuer.

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