Das Marionetten Mädchen

von Madeleine von Knobloch

Literaturwettbewerb „Leben erleben“ 2021 für Jugendliche

An jedem Abend vor dem zu Bett gehen betete das Mädchen zum lieben Gott.

Lieber Gott im Himmel
Ich danke dir für all die Kraft, für die Stärke und den Mut, den du mir heute wieder einmal gabst, um mich gegen meine Gedanken zu stellen.
Und dass du da warst und versucht hast mir zu helfen.
Ich danke dir für jeden klaren Gedanken, denn ich von dir erhalten durfte.
Leider waren meine Gedanken heute aber trotzdem wieder sehr stark und daher bitte ich dich von ganzem Herzen mir zu verzeihen.
Zu verzeihen, dass ich zu schwach war, mich voll und ganz gegen die bösen Gedanken in meinem Kopf zu stellen, dass ich nicht stark genug war und daher alles getan habe, was die Stimme in meinem Kopf von mir verlangt hat.
Ich bitte dich darum, weiterhin bei mir zu sein und mir zu helfen, und den morgigen Tag für mich einfacher werden zu lassen, sodass ich stark genug sein kann, mich gegen die Gedanken zu stellen.
Denn alleine schaffe ich es nicht.
Alleine ohne dich schaffe ich es nicht.
Nur du kannst mir dabei helfen, auf dem Weg zur Heilung.

Sie tat dies, weil sie sich nichts sehnlicher wünschte, als dass der liebe Gott sie erhöre. Und ihr ein Wunder zukommen ließ. So dieses Wunder das sich all ihre Gedanken an denen sie mit Fäden fest hing und sie Tag ein Tag aus zur Handlung zwangen. Sich von ihr lösen, damit sie selber anfangen kann körperlich und zugleich seelisch zu heilen, um ihr Leben wieder mit klaren Gedanken leben zu können.

Als sie mit ihrem Gebet fertig war, machte sie ihr Lämpchen aus, legte sich in ihr Bettchen und schloss ihre Augen.

Langsam schlief sie ein. Und fing an zu träumen. Mit einem Mal fing ihr Körper an zu leuchten und zu glitzern, es war das Zeichen dafür, dass sie von ihrem sehnlichst erhofften Wunsch träumte.
Und der liebe Gott ihr damit ein Wunder ermöglichte. So befand sich das Mädchen in ihrem Traum an einem so friedvollen Ort voller Ruhe und Wärme. Wieder versuchten die Fäden die Gedanken des Mädchens zu beeinflussen. Sie forderten sie dazu auf, den Traum des Mädchens zu verlassen und möglichst schnell aufzuwachen, um nicht an diesem herrlichen, so friedvollen Ort zu bleiben. Wo die Fäden sich sehr schwach fühlten. Und sie keine Macht über das Mädchen mehr hatten. Denn sie hatten Angst und das Mädchen spürte diese Angst sehr stark. Doch sie selber verspürte zum allerersten Mal keine Angst. Weil die Fäden keine Macht hatten an diesem Ort, weigerte sie sich, ihnen wie sonst zu gehorchen. Denn sie war sehr neugierig, über das, was sie gerade erlebte. Das Gefühl von Ewigkeit verspürte sie innerlich immer mehr und so fing sie an noch tiefer innerlich ganz fest mehr und mehr in sich herein zu fühlen und tat zum allerersten Mal das, was ihren Körper und ihren Geist zum Aufleben erbrachte. Voller klaren Gedanken. Kein Zappelt und kein Ziehen bemerkte sie. Die Fäden waren ganz ruhig geworden. Und das Mädchen fing an alle Sorgen loszulassen. Ihr Herz und ihre Seele fingen an sich zu öffnen, sich zu befreien und all jenes, was Tag täglich auf ihr lastete, jeder Kummer und jeder Schmerz, all dies fing sie an zu vergessen.

Und plötzlich flüsterte eine kleine Stimme zu dem Mädchen.

Das Vertrauen in uns, gibt uns die Kraft den doch so glaubhaft verlorenen Ort, des eigenen Ichs wiederzufinden. Und auch wenn dieser friedliche Ort noch in der Ferne liegt. Der Glaube, zeigt dir den Weg. Die Zuversicht begleitet dich. Und die Hoffnung erlöst dich. Um am Ende zur Heilung zu gelangen. Damit die Seele wieder atmen kann.

Es war ihr inneres Ich, das zu dem Mädchen flüsterte.
Das das Mädchen durch das Zeichen Gottes wieder fand.

Eines Morgens war es dann so weit. Es geschah das sehnlichst erhoffte Wunder, von dem sie geträumt hat. Die Fäden fingen an sich zu lösen, zwar erst einmal sehr langsam, doch sie merkte mit jedem Rückzug der Fäden ein klitzeklein wenig Freiheit. Und die Vollendung geschah und trat ein, als sie das Gefühl, ihr zutiefst sehnlichst erhoffte Gefühl zu spüren bekam. Das Gefühl von Lebendigkeit.

Und wie an jedem Abend betete sie vor dem zu Bett gehen wieder zum lieben Gott. Diesmal betete sie jedoch, um dem lieben Gott vom Herzen zu danken. Zu danken, dass sie nun an ihrem magischen Ort aus ihrem Traum sein durfte.

Der liebe Gott schenkte ihr mit einem Traum, ein Zeichen dafür, dass das Mädchen nur frei werden würde, wenn sie an dem Ort sein kann, wo ihre Gedanken ganz klar und seelenruhig waren. Frei von jeglichen Fäden, die an ihr hingen.
Das Mädchen hatte zu sich selbst zurückgefunden und lernte wieder lebendig zu sein. Jeden einzigartigen Moment zu danken.
Und keine Angst mehr davor zu haben, Sie selber zu sein und sich zu spüren.

Das Mädchen fand den Weg Gottes, zurück zu sich selbst.

Foto: www.pixabay.com

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