von Sophia Rieger, V Platz
Zwischen festhalten und loslassen.
Zwischen existieren und leben.
Zwischen träumen und machen.
Zwischen laut sein und leise.
Zwischen lustig sein und ernst.
Zwischen endlosem Grübeln und akzeptieren.
Zwischen Chaos und Ordnung.
Zwischen Angst und Vertrauen.
Zwischen Vorsicht und Risiko.
Zwischen Selbsthass und Selbstliebe.
Zwischen verloren und gefunden.
Zwischen hetzen und zur Ruhe kommen.
Zwischen Freude und Schmerz.
Dazwischen bin ich.
Dazwischen. Ein bisschen von allem, aber doch wieder von nichts. Überall auf irgendeine Weise zugehörig, doch nirgendwo meinen Platz finden. Bloß den Drang haben, einfach zu verschwinden. Aber ich bin gefangen in der Zwischenwelt und egal, wie wenig sie mir auch gefällt, ich komme nicht von ihr los, denn dieses DAZWISCHEN ist einfach zu groß. So groß, dass ich nicht mehr beachtet werde, untergehe. Einerseits in der Gesellschaft, in der ich vermeintlich eine langweilige, nicht wichtige graue Mitte darstelle. Doch verliere und vergesse ich mich auch selbst. Erkenne mich nicht mehr in dieser für mich trostlosen Welt. Denn ich bin auf ewig gefangen zwischen Extremen. Versuche, einen Platz einzunehmen. Doch bin das nicht mehr ich. Zwanghaftes Anpassen ist ein trügerischer Schein. Denn der große Wunsch, dazuzugehören, hält mich davon ab, ich selbst zu sein. Die Gesellschaft redet mir ein, ich sei zu klein. Weil ich nicht fähig sei, Entscheidungen zu treffen. Mir sei schließlich alles egal. Stattdessen will ich doch nur akzeptiert werden, es allen recht machen. Auch wenn ich nun weiß, dass das krankhaft ist und mir nicht gut tut. Denn ich selbst verliere so den Grund wieder zu lachen. Aber ich kann nichts dagegen machen. Denn ich habe Angst zu versagen. Und das nicht nur an manchen Tagen. Und so sehr ich auch versuche, hier hineinzufinden, immer bin ich eingesperrt im Zwiespalt der Gesellschaft:
Akzeptiere dich. – Aber du wirst ja doch nicht gut genug sein.
Geh doch. – Aber du wirst ja wieder nur stehenbleiben.
Renn. Lauf weg. – Aber hey, komm sofort wieder zurück.
Du bist du. Verändere dich nicht. – Aber sei doch ein bisschen mehr wie die anderen.
Und mittlerweile finde ich mich darin wieder. Lebe im dazwischen, weil ich Angst habe, mich zu entscheiden. Angst habe, Leute zu enttäuschen. Ich bin gefangen zwischen Gegensätzen und ich bin gefangen zwischen Emotionen. Weiß selbst nicht, wie es mir geht oder was ich fühlen soll:
Denn ich bin fröhlich. Und doch wieder traurig.
Innere Ruhe, die brauch ich.
Stattdessen zittere ich wieder und wieder. Mein Kopf ist voller Bilder.
Durch den Stress. Und die Hektik. Ausgelöst durch das hin und her. Im Umgang mit anderen und in meinem eigenen Kopf. Die Gedanken fliegen und fliegen.
Doch niemand versteht das wirklich. Mit einem Lächeln wird mir bloß gesagt:
“Hab Geduld.” Und denken eigentlich dabei, es ist ihre eigene Schuld.
Manche meinen auch: “Sei doch einfach extrovertierter. Hab Mut”.
Doch was, wenn der Sturm in mir nicht ruht?
Was, wenn ich niemals wieder zu mir finde? Wenn das Chaos in meinen Kopf bleibt und Gesellschaft für mich bedeutet Orientierungslosigkeit?
Ich fürchte mich davor, ewig unsichtbar zu bleiben, es nicht zu schaffen, mich zu zeigen und im Kreislauf der Gegensätze feststecken zu bleiben.
Ja, ich brauche Geduld und Mut. Und ja, es liegt auch an mir, den ersten Schritt zu tun. Um nicht immer dazwischen zu leben, sondern meinen festen Platz zu finden und zu akzeptieren, wer ich bin. Doch wie kann ich mir klarmachen, dass ich genug bin, wenn ich nie von anderen gesehen und angenommen werde? Wie kann ich mich anderen zeigen, wenn ich selbst nicht weiß, wer ich eigentlich bin? Wenn ich nicht zur Ruhe kommen kann, weil die Gedanken in mir kreisen? Einerseits ist da der Wunsch in mir mich zu öffnen, Spaß mit anderen zu haben und auf der anderen Seite ist da die Angst nicht angenommen zu werden, bewusst allein gelassen zu werden. Und schon befinde ich mich wieder im Gedankenkarussell der Zwischenwelt.
Glaubt mir, sie ist genauso anstrengend und trist wie sie klingt. Doch vielleicht ist sie ja für mich bestimmt…
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