Ich bin einsam

von Sara Allouch

Literaturwettbewerb „Leben erleben“ 2021 für Jugendliche

Egal wie sehr wir versuchen den traurigen
Dingen im Leben zu umgehen, wir begegnen
ihnen doch und das ist gut so. Wir müssen
lernen zu lachen und zu weinen.
Sei stark.
Sei schwach.
Sei glücklich.
Sei traurig.
Sei ein Mensch

Sara Allouch

Es war einmal vor langer Zeit…

1. Kapitel

Ein kleiner Junge lebte allein mit seinem Vater in einem großen Haus. Der Junge durfte weder das Haus verlassen, noch Freunde finden. Sein Vater lehrte ihn von klein auf: „Kleiner Junge, gehst du raus, ist es aus! Die Welt da draußen ist böse und schrecklich, deswegen werde ich dich hier beschützen. Du sollst immer glücklich bleiben“

2. Kapitel

Der Junge hörte auf seinen Vater und verließ nie das Haus. Er wusste also nicht, wie es ist, Freunde zu haben oder Menschen kennenzulernen. Sein Vater brachte ihm täglich Essen und Spiele, er konnte sich also frei bewegen und hatte immer Unterhaltung. Er war immer glücklich.

3. Kapitel

Am 10.04. wurde der kleine Junge zehn Jahre alt und sein Vater schenkte ihm einen Film. Er wollte ihm eine gemalte, schöne Welt zeigen, die es nicht gibt. Der kleine Junge wusste nicht, was ein Film ist und fragte daher seinen Vater. Der Vater sagte: „Mein Sohn, das ist eine andere Welt, diese Welt existiert nicht, aber sie ist sehr schön.“ Der kleine Junge war ganz aufgeregt, denn er konnte das erste Mal eine andere Welt sehen. Eine Welt, in der man immer glücklich ist.

4. Kapitel

Der kleine Junge schaute den Film jeden Tag, er mochte diesen Film so sehr, dass er ihn ein ganzes Jahr lang geschaut hatte und freute sich auf seinen nächsten Geburtstag. Er hoffte nämlich, einen weiteren Film zu bekommen. Dem Vater fiel auf, dass der kleine Junge besonders den Hund in dem Film mochte, also schenkte er ihm einen Hund. Der kleine Junge hat sich sehr gefreut. Er nahm den Hund überall mit und spielte den ganzen Tag mit ihm. Er nannte ihn kleiner Hund. Der kleine Hund und der kleine Junge waren unzertrennlich.

5. Kapitel

Eines Tages musste der Vater früh los und hatte es so eilig, dass er die Tür offen ließ. Er ließ den kleinen Hund und den kleinen Jungen allein. Der kleine Junge hatte am Tag davor so viel gespielt, dass er noch am nächsten Morgen tief und lange geschlafen hat. Der kleine Hund fühlte sich einsam und hatte niemanden mehr zum Spielen. Als er die offene Tür sah, rannte er hinaus. Der Hund war weg. Stunden später wachte der kleine Junge weinend auf. Sein Vater schien bereits zu Hause zu sein. Er fragte ihn: „Kleiner Junge, was ist los?“ Der kleine Junge weinte und sagte: „Vater, der kleine Hund ist weg, ich finde ihn nicht.“ Der Vater wusste gleich, dass er durch die offene Tür verschwunden war, denn als er ankam, stand die Tür weiterhin offen. Er erklärte: „Kleiner Junge, beruhige dich, wir finden eine Lösung und werden den kleinen Hund finden.“

6. Kapitel

Es sind Tage vergangen und der Vater konnte den kleinen Hund weiterhin nicht finden. Er suchte überall und hing Schilder auf, um seine Suche zu verschärfen. Der kleine Junge fühlte sich von Tag zu Tag schlechter. Er hatte sich noch nie so schlecht gefühlt. Es war das Gefühl der Einsamkeit. Er war vorher zwar auch einsam, doch wusste er nicht wie es ist einen Freund zu haben. Doch als er den kleinen Hund bekam, konnte er jeden Tag mit ihm spielen. Er vermisste es, einen Freund zu haben. Jetzt ist er ganz allein. Er ist einsam und unglücklich.

7. Kapitel

Nun sind mehrere Monate vergangen und der kleine Hund blieb immer noch verschwunden. Der kleine Junge fühlte sich immer noch schlecht und sprach nur noch selten. Sein Vater sorgte sich sehr um ihn, denn er wollte doch nicht, dass er die bösen Gefühle der Welt kennenlernt, wie Einsamkeit. Der kleine Junge sprach zu seinem Vater und fragte: „Vater, ich fühle mich krank, aber so habe ich mich noch nie gefühlt, obwohl ich schon öfters krank war.“ Der Vater erklärte: „Kleiner Junge, es tut mir leid. Das ist keine Krankheit, sondern ein Teil der Welt.“ Der kleine Junge verstand nicht, denn er hatte die Welt ja noch nie gesehen. Er hat das Haus nie verlassen, wie konnte er also einen Teil der Welt empfinden. Der Vater sprach erneut und sagte: „Kleiner Junge, ich wollte dich von dem fernhalten, deswegen solltest du auch zu Hause bleiben. Ich wollte nicht, dass du Einsamkeit und Schmerz empfindest. Gefühle, die nur Menschen fühlen, welche in der Welt leben.“ Der kleine Junge wusste nicht, wie er antworten soll, damit er seinen Vater nicht verletzt, ging er in sein Zimmer und ließ ihn allein.

8. Kapitel

Nun sind drei Jahre vergangen und der kleine Hund kam nicht wieder. Der Vater gab auf. Der kleine Junge war immer noch traurig, doch zeigte er es seinem Vater nicht und versteckt seine Traurigkeit. Als sie zu Abendbrot aßen, wurde der kleine Junge neugierig und fragte: „Vater, ich habe eine Frage. Du hast mir erklärt, dass Einsamkeit ein Gefühl der Welt ist. Ich verstehe aber nicht, du gehst jeden Tag raus und siehst die Welt. Fühlst du dich dann nicht auch einsam?“ Der Vater erschrak und wusste nicht, wie er antworten sollte. Die Frage rührte ihn so sehr, dass er anfing zu weinen. Er antwortete: „Ja, kleiner Junge, ich fühle mich einsam.“ Als der kleine Junge realisierte, dass sein Vater und er gemeinsam einsam waren, fühlte er sich nicht mehr einsam.

9. Ende

Der Vater verstand, dass er vor dem kleinen Jungen die Welt nicht verstecken konnte, also ließ er ihn herausgehen. Der kleine Junge durfte die Welt sehen und er war manchmal traurig, manchmal glücklich und manchmal ängstlich, doch das war normal. Denn die Welt ist nicht perfekt und das ist gut so.

-The END

Foto: www.pixabay.com

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