Über Entscheidungen

von Daria Sommerhoff

Literaturwettbewerb „Leben erleben“ 2021 für Jugendliche

Angst zu gehen, Angst zu bleiben.
Lass mich ziehen, lass mich verweilen.
Geh nicht weg, sage ich, und ich (beständig)
gehe nicht (nicht) weg.

Angst vor verlorener Intimität mit mir–
der Preis für mein offenes, unvollendetes Herz,
fast so groß wie die Angst vor zu großer Distanz zu dir—
so lass mich los und halt mich fester.

Angst, dass aus lautem Schweigen
mit der Zeit eine schreiende Stille würde.
Die Angst vor unseren übersättigten Lippen
gewaltiger als die vor meinem hungrigen Herz.

Angst, dass Zuhause nicht zuhause bleibt–
(Abschied bedeutet, ein Stück Herzensarbeit loszulassen und für immer aufzugeben)
Angst, dass mein Herz kein neues Zuhause schafft.

//

Vertrauen in deinen (Augen-)blick, so blau und warm,
so sättigend und zugleich so hungrig machend.
Nichts flutet so schnell wie ein hungriges Herz
so nah an seiner Quelle.

Vertrauen in deine Hände, die Kuratoren einer
sanften Spur Glück, zugleich
atem-gebend und sorgen-beraubend,
auf zufriedener und trauriger Haut.

Vertrauen in dein Herz, so stark und weit,
ich lass dich los und halt dich fester,
und seine Flügel spannen ganze Ozeane,
bevor du spürst, dass du sie ausgebreitet hast.

Vertrauen in meine Sehnsucht, fest verankert im roten Meer,
die auch der Zukunft unserer Erinnerungen
Realität schenkt, wenn du ihr diese nimmst–
hier weicht das erlebt auch dem verlebt und un-erlebt.

//

Schließlich: in meinem Kopf die ewige Ruhe,
in meiner Seele die ewige Fülle.
Hungriges Herz
trägt dich weiter in mir.

Foto: www.pixabay.com

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