Der Sommer 2010

Gewöhnt an vier Jahreszeiten beschwerte ich mich über unerwünschtes Wetter nie. Ich war damals überzeugt, dass die Natur kein schlechtes Wetter hat. Aber im Sommer 2010 zeigte sie ein anderes Gesicht, was sie konnte und was wir nicht.

Der Mai verwöhnte uns im Zentrum Russlands mit Sonne. Blühende Blumen und Wiesen. Zufriedenheit. Keine Anzeichen von Unannehmlichkeiten.

Im Juni wurden zahlreiche Feuer im Wald angezündet. Immer mehr und mehr. Die Städte und Dörfer standen im Smog. Jeden Tag. 30 Grad Celsius. Kein Regen. Keine Wolken.

Ich vergaß das Gefühl, was das eigentlich bedeutet: frieren. Ich stand früh am Morgen auf und ginge mit großer Lust zur Arbeit. Und nicht deshalb, weil ich plötzlich meine Arbeit mehr liebte. In meinem Büro wurde eine Klimaanlage installiert. Außerhalb dieses Gebäudes war anders.

Am Anfang stand ich mehrmals pro Tag unter der kalten Dusche und es war hilfreich. Im Laufe des Tages erwärmte sich das Wasser und ich stand unter einer heißen Dusche, um nur den Unterschied zwischen Temperaturen auszumachen. Ich wollte die Kühle spüren. Ein paar Minuten wurden erzielt.

Zu meinem Glück hatte ich einen Kühlschrank. Ab und zu stand ich vor der geöffneten Tür. Ich musste mich dazu zwingen, den Kühlschrank zu verlassen. 

Inzwischen wurden die dicken Ziegelwände warm. Der Boden wurde warm. Da ich in der Wohnung gerade erst eingezogen war, hatte ich keine Möbel.  Eine dünne Matratze diente mir als Bett. Ich fühlte mich als würde ich auf einem Herd liegen. Bis spät am Abend ging ich spazieren, um dann schneller einzuschlafen.

Ich kochte weniger und weniger.  Es war unerträglich, sich in einer kleinen heißen Küche zu befinden.

Eines Tages, als ich zu Hause war, hörte ich ein Geräusch, wie Tropfen, die auf den Fenstersims schlagen. Mit einem Schrei “Regen!” lief ich auf den Balkon.  Enttäuschung.  Meine Nachbarn von oben gossen auf ihrem Balkon die Blumen.

In der Nacht, wenn ich nicht einschlafen konnte, betete ich zu allen Göttern um einen kleinen Tropfen. Wir Menschen lebten noch irgendwie. Die Wildtiere blieben ohne Schutz, ohne Unterkunft, ohne Nahrung. Es war keine Überraschung, ein Wildtier in einem Dorf zu treffen, das nach Nahrung suchte. Insbesondere waren Wölfe und Bären hungrig. Einheimische fürchtete sich, spät am Abend nach draußen zu gehen.

Im Juli betete ich nicht mehr. Das betrachtete ich als Zeitverschwendung. Vielleicht sollten wir diesen Preis für das Eindringen in die Natur zahlen. Leider war er manchmal zu hoch. Eine Kollegin verlor wegen dieser Hitze ihren Bruder. Er trank zu kaltes Wasser und in drei Tagen starb er an einer Lungenentzündung.

Seitdem trinke ich bei so einem Wetter nur warme Getränke.

Eines Tages nach drei Monaten regnete es. Ich war in diesem Moment draußen. Ich stand da und genoss. Frische Luft. Gänsehaut. Wie angenehm war dieses Gefühl. Frieren.

Foto: www.pixabay.com

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