Ich bin bei mir allein

von Ekaterina Orlova

Ich bin wach. Ich will nicht schlafen. Ich stehe auf. Auf den Zehenspitzen laufe ich in die Küche. Barfuß. Auf den Bodenkacheln. Ich öffne die Jalousien. Ich stehe vom Fenster und schaue hinaus. Der Frühling. Der Morgen. Früh. Draußen ist es ruhig. Nur Vögel singen wie zum letzten Mal. Keine Menschen. Keine Bewegung. Die Bäume sind noch kahl. Das Laub ist klein. Keine Wolken. Die Sonne scheint. Es wird warm heute. Bezaubernd.

Wie immer. Eine Tasse Kaffee. Mit Milch. Ein paar Stück von Gebäck. Mit der Butter. Ich gehe auf den Balkon. Ich setze mich in den Sessel. Ich hülle mich in eine blaue Decke ein. Warm. Ein Buch in meiner linken Hand. Raymond Carver. „Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden“. Frische Luft. Ich nehme die Tasse in die rechte Hand. Ich atme den Geruch vom Kaffee ein. Dann ein Schluck. Ich schließe meine Augen. Genieße.

Ich frage mich. Wie fühle ich mich? Was fühle ich? Was habe ich heute?

Ich bin mir dankbar. Für diesen Morgen. Weniger Streiten. Weniger unnötige Dinge. Mehr Menschen, die ich schätze. Weniger unnötige Partys. Mehr Bücher.

Ein bisschen später beginnt die Bewegung. Hunde bellen. Menschen begrüßen einander. Türen von Autos schlagen. Die Vögel schreien nicht mehr. Die Stadt ist nun auch wach. Dann beginne ich, mein Buch zu lesen. Das nimmt mich in ein anderes Leben.

Foto: smut.jee

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