Das Wunder von Sneferu

Ich heiße Sneferu, ein Träumer der Pyramiden. In Memphis, der Stadt mit weißen Mauern, wuchs ich auf. Unter dem Schatten der Dattelpalmen lernte ich laufen. Papa nahm mich mit zum Fischen, Mama backte uns Brot. Wenn der Nil über die Ufer trat, traf ich Imhotep in Saqqara. Er, ein weiser Mann, baute eine Pyramide mit Stufen. Im Spiel vom blauem Himmel und gelbem Sand sah ich ihn zeichnen.Wenn die Nacht kam, lagen wir auf dem Sand und blickten in das Firmament. Dann sagte ich ihm, ich werde auch eine Pyramide bauen. Tausend Sterne funkelten in seinen Augen.

Kalkstein, Alabaster sprachen mit mir. Eine Pyramide ohne Stufen tanzte in meinem Kopf. Meidum, die Pyramide der Ausdauer, war mein erster Schritt. 15 Jahre lang schwitzten meine Leute und ich.  Der Einsturz schüttelte uns, jedoch sah ich die Hoffnung. „Nein, nein, sei nicht traurig. Wir machen weiter.“, sagte ich. Als die Flut kam, begannen wir die Zweite. Im Libanon fanden wir Zedern, um die Kammer zu stützen. Dennoch unterlief uns ein Fehler, ich musste den Winkel ändern. Eine Knickpyramide nannte ich sie, als mein Sohn Kufus dabeistand, ein sturer junger Mann wie ich. „Aufgeben werden wir nie. Dieses Mal bauen wir eine perfekte Pyramide, auf der wir die Sonne begrüßen“, sagte ich laut. 15 Jahre später stand die Pyramide da. Die untergehende Sonne schimmerte auf ihrer Spitze. Ich küsste den Sand, nannte sie „die Rote“. 

Das Sterben wurde der Anfang meines Lebens. Der Tod gehört zum Lebens und das Leben dem Tod. Meine Seele (Ka) flog in die Ewigkeit und wurde mit meinem Körper und meiner Ba wieder eins. Somit gehöre ich zum Kosmos, dem zeitlosen All.

Ich wohne jetzt in Dashur über den drei Pyramiden zwischen Himmel und Erde. In der Abenddämmerung erleuchtet mein Gedanke die Silhouette der Knickpyramide. Wenn du meine Gedanken liest, lese ich dein Leben vor der Geburt und nach dem Tod.  Ich sehe deine Träne, die deine Seele reinigt. Dann komm mit mir und wir machen einen Spaziergang im Mondschein. Wenn der Wind zwischen den drei Bauten säuselt, kommst du mich suchen. Ziehe deine Schuhe aus und lauf auf mich zu. Du findest meinen Fußabdruck zwischen Muscheln und Sand. Wenn der Wüstenwind gewaltig bläst, komme zu mir und ich werde dich schützen. Stehe neben der Wand meiner Pyramiden und lausche, kannst du die Geschichte der 4500 Jahren hören? 

Wenn du mich liebst, liebe ich mit dem Herzen eines Kindes zurück. Wenn du mich küsst, küsse ich dich zurück, auf deine Stirn, deine Wangen und deine Lippen mit einer süßen Sanftheit. Wenn du mich umarmst, umarme ich dich fest mit meiner Liebe. Wenn du die Welt liebst, schenke ich dir Flügel. Nimm meine Hand, fliege mit mir, zu meinen Pyramiden jenseits der Sonne, wo die Zeit weder Beginn noch Ende hat.

Anmerkungen: 

Sneferu war der erste altägyptische König (Pharao) der 4. Dynastie im Alten Reich. Er regierte das Land etwa von 2670 bis 2620 vor Christus. Er hat tatsächlich vier Pyramiden gebaut.

Khufu, sein Sohn, folgte seinem Vater auf den Thron. Er war der Pharao als der Erbauer der berühmten Cheops-Pyramide von Gizeh. 

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