Minimalismus…nicht für mich

Ich bin einer dieser Menschen, die es genießen, zwischen tausend Sachen zu sein.

Ich habe alle Eigenschaften einer maximalistischen Person. Minimalist? Nie. Während auf Youtube alle Dekorations – Videos zeigen, nur wenig Sachen zu haben, ist mein Wohnzimmer voll mit Pflanzen, Fotos, einem Teeservice aus Keramik mit bunten Vögeln auf der Kommode und eine Starbuckstassen-Sammlung in einem Regal; mit den Namen und Zeichen von verschiedenen Ländern.

Ich habe drei Blumenvasen mit dem Gesicht von Frida Kahlo. Eine hat nur das Gesicht, die zweite das Gesicht und Brüste und die dritte den ganzen Körper, mit gemalten gelben Blumen in der Stirn. Ich bin nicht aus Mexico, aber Frida ist eine starke feminine Figur in ganz Amerika.

Ich erinnere mich an meine Reise alleine nach Mexiko und meinen Besuch in ihrem Museum; die Kakteen, die endlosen blauen Wände mit Zitaten von Frida. Liebe und mehr Liebe, Krankheiten, Schmerz und grenzenlose Begabung.

Allerdings habe ich in meinem Wohnzimmer zwei Kakteen, die ich bei Amazon gekauft habe. In meiner Heimat hatte ich dutzende. Hier Kakteen zu haben, ist komisch und teuer. Es ist fast unmöglich sie im Winter überleben zu lassen.

Auf meinem Sofa habe ich vier Kissen, mit Hüllen, die ich oft wechsle.  Zum Beispiel habe ich jetzt Kürbisse, braune Blätter und einen Hirsch. In der letzten Zeit habe ich eine Verwandlung angefangen, um zu einer richtig verheirateten Frau zu werden, die für die verschiedenen Jahreszeiten zu dekorieren genießt und zu Weihnachten ihre Hand frei für Zwerge, Eisbären und Pinienzapfen lässt.

Mein Kühlschrank hat an einer Seite meine Sammlung von Magneten. Ich habe einen für fast jedes neue Land oder jede Stadt, die ich besucht habe.

Ich habe diese beide Belugawale vom Sheed Aquarium in Chicago. Das war das erste Mal, dass ich diese wunderschönen Tiere sah. Sie waren wie freundliche Geister, mit großem Lächeln, neugierigen winzigen Augen. Ich fühlte mich in diesem Moment wie ein Glückspilz. Ich sah echte magische Tiere.   

Ich habe auch eine kleine Stoffpuppe von der Insel San Andrés. Diese unvergessliche Reise mit Guadalupe, meine beste Freundin! Damals konnte sie nicht schwimmen. Sie kann bis heute noch nicht schwimmen.

Trotzdem stimmte sie zu, mit mir eine Schnorchel- und Tauchenglocken-Tour zu machen. Wir sind auf dem Meerboden gelaufen, haben Seesternen mit unseren Händen angefasst und einen Kugelfisch gesehen. Sie haben echte Nadeln überall und wie Menschen auch: Sie blähen sich wegen der Angst auf.  

Das kleine, graue Lama ist aus Perú. Guadalupe und ich überlegten für Monate eine Reise nach Cusco und Machu Picchu zu machen. Endlich haben wir uns entschieden und wir luden auch ein paar Kolleginnen ein.

Ich werde nie vergessen, wie wir in den Huayna Picchu Bergen wandelten und Ana starke Bauchschmerzen wegen der Höhe hatte.  Sie war verzweifelt, und sollte inmitten uralter Inka-Ruinen ihr Geschäft machen. Wir haben pausenlos gelacht, für Tage.

Ich habe auch eine Blutkirche von unserem Urlaub in Saint Petersburg und einen Magnet mit einem Fabergé-Ei. Auf diese Reise nach Russland habe ich eine Besessenheit für die Zarenfamilie entwickelt, die bis heute andauert. Bücher über Nikolaus und Alexandra, die Geschichte aus der Bolschewiki, die Fotos, Dokus, Serien und Filme. Alles gefressen. Das passierte auch mit Marie Curie. Ich habe auch einen Magneten aus Kraków.

Ich kann nicht sagen, welcher mein Lieblingsgegenstand ist. Ich kann das nicht sagen. Wenn mein Blick einen Ausflug über die Wände, die Möbel, die Küche macht, sehe ich Erinnerungen, ich sehe Liebe, ich sehe die Leute, die ich am meisten vermisse. Ich betrachte Zeiten, Stunden, Minuten, in denen ich glücklich war. Ich sehe ein Leben, das vielleicht für immer vergangen ist. Eine Frau, die ich nicht mehr bin. Die ich nicht mehr sein kann. Die ich nochmal sein möchte.

Jede Sache hat für mich einen Wert, eine Bedeutung. Leider können die Sachen nicht eine abgrundtiefe Lücke zu füllen.

Ich habe keine Antwort. Ich habe keinen Sinn. Das einzige, was ich momentan habe, sind Tassen, Magnete, Kakteen, Blumen, Fotos, Kissen, Gnome, Kunstpflanzen, Erinnerungen, die jetzt, in mitten in der Ungewissheit mich retten.

Foto: www.pixabay.com

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