Der Wasserkocher pfeift. Auf dem Kiefernholztisch steht eine Teetasse. Meine Teetasse. Auf dem Teller liegen ein Keks und ein Beutel. Ein Teekeks und ein Teebeutel. Sonst ist der Tisch leer.
Ich schaue mir den Kocher an. Er pfeift immer noch. Ich muss aufstehen und zum Kocher gehen. Ich schalte ihn aus und nehme ihn mit zum Tisch.
Ich setze mich, reiße das Kuvert auf, lege den Beutel in die Tasse und gieße heißes Wasser dazu. Das Etikett schwankt an der Seite der Tasse.
Hygge steht dort. Zimt-Kräutertee. Ziehzeit 8 Minuten.
Acht Minuten. Ziemlich lang. Um allein zu sitzen. Ich schließe meine Augen. Beruhige mich. Ich atme ein. Ich atme aus. Allmählich rieche ich den Zimt. Und dann etwas mehr. Der Zimt ist nicht allein.
Melisse, Brombeere, Erdbeere und Himbeere verweilen bei mir. Kamille, Gewürznelken, Vanille und Heidekraut finden ihrem Platz am Tisch. Lavendelblüten, Orangenblüten, Rosenblüten und Süßholzwurzeln dazu, alle wirbeln und tanzen auf dem Teller neben dem Keks.
Durch meine geschlossenen Augenlider fühle ich Kerzen, ihre wohlige Wärme und Zartheit, in der Mitte des Tisches. Ich atme tief ein.
Ich lasse zu, dass mich die gemütlichen Begleiter verführen und erwärmen, augenblicklich Hygge zu machen. Ich höre Musik, die Düfte singen mir ins Ohr. Leise, besänftigend, ohne Rhythmus. Ich lege meine Hand auf den Tisch. Ich fühle den Teller, der Rand ist kühl, nicht kalt. Ich möchte die Tasse nehmen, aber ich habe schon vergessen, wo sie steht. Nahe beim Teller, ja, aber wo?
Die Düfte bewegen sich lockend, ich will auf sie nicht verzichten. Ich summe zusammen mit ihren Liedern. Ich nehme ihre Hand und tanze mit. Um den Tisch wirbeln wir. Die Beere, die Blüten, die Wurzeln, die Kerzen. Musik!
Unerwartet fliegen die Düfte weg, einer nach dem anderen. Sie streicheln meine Wange und sagen auf Wiedersehen. Der Zimt zögert eine Weile, aber dann folgt er nach.
Sind die Minuten schon vorbei?
Ich atme aus, öffne meine Augen.
Der Tee ist kalt. Ich bin allein.
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